In den letzten Wochen hatte ich einige Coachings, in denen wir Probleme gelöst und Denkrinnen verlassen haben. Dabei ging es um verschiedene Herausforderungen – persönliche, berufliche, mit dem Unternehmen, mit Mitarbeitern.
Einstein soll etwas gesagt haben wie: zu jedem Problem gibt es eine Lösung, die einfach ist, die alle verstehen und die falsch ist. Und ein anderer kluger Mensch hat gesagt: Wenn das einzige Werkzeug, das Du hast ein Hammer ist, sieht alles aus wie ein Nagel.
Um also zu einer guten Lösung zu kommen, darf ich schon ein wenig darüber nachdenken und mir vor allem möglichst viele Lösungsideen überlegen. Manche sagen, es gibt immer mindestens acht mögliche Lösungen. Mit möglichst vielen Ideen ist mit höherer Wahrscheinlichkeit eine geeignete Lösung dabei. Und je länger ich darüber nachdenke, umso wahrscheinlicher verlasse ich voreingestellte Denkrinnen.
Was sind Denkrinnen?
Ein Taubstummer kommt in einen Eisenwarenladen und will eine Schere kaufen. Was macht er?
Er zeigt auf eine Schere oder er bewegt Zeige- und Mittelfinger wie bei einer Schere, sodass die Verkäuferin erkennt was er will. So weit, so klar.
Eine Blinde kommt in einen Eisenwarenladen und will eine Schere kaufen. Was macht sie? (1)
Nicht alle fallen hier in die Rinne, allerdings schon meist recht viele.
Kannst Du mit Deiner Zungenspitze Deine Nasenspitze zu berühren? Hast Du es versucht? Ja, einige Menschen können das. Entweder die mit langer Zunge, oder die mit herabhängender Nase – ich kann das.
Versuche einmal mit Deinem Ellbogen Deine Nasenspitze zu berühren. Das kann niemand.
Was auch niemand kann, ist mit offenem Mund und heraushängender Zunge laut durch die Nase ein- und auszuatmen. (2)
Das Gehirn erkennt das Muster und macht einfach weiter. Ich komme nicht auf andere Ideen, weil mein Hirn schon in der Denkrinne gefangen ist.
Was hilft sind Fragen, Fragen, Fragen….
Anbei die schönsten Fragen, die wir in unseren Coachings schon verwendet haben:
Mit welchem Ziel (a.k.a. Wofür) willst Du dieses Problem lösen?
Welche Lösungen gibt es noch? mindestens 3 Mal Fragen, dann erst weiter.
Hast Du Kontrolle über das Problem? Die „stoische Frage!“
Willst Du wirklich Deine Zeit, Deine Energie darauf verwenden, diese Problem zu lösen?
Was willst Du denn wirklich?
Woran würdest Du erkennen, dass Dein Problem gelöst ist?
Wie wäre die Lösung des Problems, wenn es
- einfach
- witzig
- billig
- teuer
- groß
- klein
- schnell
- langsam
- kompliziert wäre?
Kannst Du die Lösungen, die Du Dir schon ausgedacht hast,
- an andere delegieren
- selber machen
- einfach sein lassen
- automatisieren?
Und was noch?
Welche Möglichkeiten gibt es noch?
Kannst Du einfach auch – NICHTS – machen?
Kannst Du, das was Du vorhast
- früher
- später
- alleine
- mit anderen
- in kleinere Teile aufteilen
- in einem größeren Zusammenhang machen?
Kann ich ein Problem anderer Leute draus machen? (3)
Oder sind einige Dinge schon vertraglich oder gesetzlich geregelt?
Denkrinnen in großen Berge
Oft ist ein vermeintliches Problem nur ein Problem, weil ich versuche ein paar Dinge gleichzeitig zu optimieren.
Als ich als Geschäftsführer bei chicco di caffe ausgestiegen bin, hatte ich genau diese Herausforderung. Vor mir lag ein Berg an Entscheidungen, die ich zuerst in einen großen Topf geschmissen habe. Alles hing voneinander ab und ich wollte alles gleichzeitig lösen.
Ich bin Gesellschafter und Geschäftsführer und wer wird mein Nachfolger und wie sage ich es den Mitarbeitern, den Kunden, den Investoren? Wenn ich versuche das alles gleichzeitig zu machen und gleichzeitig alles unter Kontrolle halten will, wird es viel.
Kleinere Häppchen …
Glücklicherweise waren der Gesellschaftervertrag und der Geschäftsführervertrag tatsächlich vertraglich geregelt. Da die Regelungen von beiden Seiten unterschrieben waren, gab es also keine Diskussion über die Rechtmäßigkeit meines Vorhabens. Viele der Dinge, über die ich mir Gedanken gemacht habe, waren bereits geregelt.
Aus der Suche nach dem Nachfolger wurde tatsächlich ein „Problem anderer Leute“, da die Suche sehr schnell unser Hauptinvestor übernommen hat.
… bringen Klarheit
Ein anderes Beispiel aus einem Coaching: Eine Mitarbeiterin soll in einem Start-Up eine C-Level-Rolle übernehmen und ein paar Sales-Mitarbeiter führen. Das fühlte sich komisch an, weil sie noch nicht bereit war für die C-Level-Rolle. Als das klar war, war die Frage: wer übernimmt die Führung der Sales-Mitarbeiter? (4)
Hier darfst Du einen Plan haben. Was will ich? Was will ich pro Rolle für mich erreichen. Und ein paar der obigen Fragen stellen und beantworten. Und dann lösen sich Denkrinnen gerne auf.
Schon ist vieles klarer.
Viel Erfolg!
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(1) Lösung 1: die Blinde sagt: „Ich hätt gerne eine Schere!“ Gar nicht so stumm.
(1) Lösung 2: Das kann jeder, es ist immer nur unglaublich witzig das zu beobachten 🙂
(3) Im „Hitchhikers-Guide to the Galaxy“ wurde ein Zauberer weltberühmt, weil er es schaffte einen riesengroßen Berg in einem Augenblick verschwinden zu lassen. Das einzige was er dafür brauchte, war ein „Problem-Anderer-Leute-Feld“. Sobald er das angeschaltet hatte, war der Berg vollkommen unsichtbar, weil die Zuschauer einfach die Probleme anderer Leute nicht sehen konnten – oder wollten. Worüber sich Physiker so amüsieren können ….
(4) Die Mitarbeiterin übernimmt die Führung, die C-Level-Rolle blieb erstmal unbesetzt.
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Christian Kohlhof ist der MentorCoach. Sein Purpose ist es Unternehmern zu helfen mit ihren schnell wachsenden Unternehmen ihre Ziele zu erreichen – mit Hilfe ihrer Mitarbeiter.
Wöchentlich eine neue Episode auf unserem “Chief of Anything”-Podcast.