Amalthea Ventures Blog
Feuern und Reffen

Beim Feuern ist wie beim Segeln. Da gibt es die schöne Faustregel: “Wenn Du daran denkst zu reffen, dann ist auch die richtige Zeit zu reffen”.

Beim Reffen wird die Fläche des Segels verringert. Das ist eine gute Idee, wenn stärkerer Wind aufkommt, vielleicht sogar ein Sturm. Bei starken Wind ist das Reffen dann manchmal gar nicht mehr so einfach, oder es wird auch richtig gefährlich, da der Druck des Windes im Segel sehr schnell zunehmen kann. Das Boot kann kentern.

Mit geringerer Segelfläche liegt das Boot dann auch besser im Wasser, die Neigung ist geringer und ich kann höchstwahrscheinlich deswegen auch  schneller und ruhiger fahren.

Wenn ich also denke: “Vielleicht könnte ich demnächst mal reffen”, dann habe ich schon bemerkt, dass der Wind zunimmt und dass ich etwas tun darf. Und genau dann ist der richtige Augenblick es auch zu tun.

Reffen und Feuern

Ähnlich sehe ich das beim Kündigen eines Mitarbeiters. Wenn ich daran denke, dass es vielleicht eine gute Idee sei, ihm zu kündigen, dann ist auch genau der richtige Zeitpunkt.

Zu diesem Zeitpunkt habe ich bestimmt schon einige der folgenden Sachen ausprobiert:

Fehler beim Einstellen

Also habe ich bestimmt beim Einstellen einen Fehler gemacht. Je nachdem, welche Statistik ich nutze – die ich alle nicht überprüft habe und die mir trotzdem plausibel erscheinen – sind 2/3 aller meiner Einstellungen Fehler.

Deswegen ist es so wichtig den Einstellungsprozess so langsam zu machen

Und dies ist auch ein Grund, warum das Kündigen oft so schwierig ist. Ich habe einen Fehler gemacht – beim Einstellen, beim Führen, beim Entwickeln – und durch das Kündigen muss ich das mir, dem Mitarbeiter, meinen Kollegen, meinen Kunden gegenüber eingestehen.

Die inneren Gründe…

… warum Feuern oft so schwer ist:

  • Wer soll denn dann die ganze Arbeit erledigen?
  • Was sagen denn die anderen (Kunden, Mitarbeiter, Kollegen, Kunden)?
  • Ich möchte doch nett sein und scheue die Konfrontation im Kündigungsgespräch.
  • Außerdem habe ich jetzt schon so viel investiert – an Zeit in der Führung, Geld in Training, Hoffnung – dass es doch einfach blöd wäre zu kündigen.

Erstaunlicherweise sind das alles Gründe, die in mir selber liegen. 

Ich versuche mich vor einer wichtigen Entscheidung zu drücken, damit ich mein Selbstbild eines netten Manager aufrecht erhalten kann. Jemand, der alles im Griff hat, keine Fehler macht und der von seinen Kunden, Mitarbeitern und Kollegen deswegen geschätzt wird. Ich schütze somit einen Teil meiner selbsterschafften Identität – eine verbreitete und natürliche Reaktion.

Die Außensicht ….

… ist oft eine ganz andere. 

Die zu kündigende Mitarbeiterin hat bestimmt schon mitgekriegt, dass es gerade nicht so gut läuft. Das Feedback, die Gespräche mit mir über Zielerreichung, die Inhalte in den One-On-Ones. Für sie ist die Situation gar nicht so unterschiedlich zu meiner. Wenn sie kündigen würde, wäre es gefühlt auch ein Eingeständnis versagt zu haben. Bei der Wahl der Arbeitsstelle, bei der Entwicklung, beim Verhalten, beim Erreichen der Ergebnisse. Und dann alles was danach folgt: neue Stelle suchen, neue Kollegen, eventuell neuer Arbeitsort.

Reffen und Feuern

Beim Segeln ist es daher sehr wichtig, durch rechtzeitiges Reffen zu verhindern, dass zu viel Druck auf das Segel ausgeübt wird und das Boot dann deutlich schwerer zu manövrieren ist und gar vom Kurs abkommen kann und so der ganze Segeltörn für die Crew und alle Mitsegler gefährlich wird. Die Verantwortung, zu erkennen, ob es Zeit zum Reffen ist, liegt alleine bei mir. Beim Käpten.

Die Verantwortung für das Ein- und Ausstellen meiner Mitarbeiter liegt auch bei mir. Beim Chef.

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Christian Kohlhof ist der MentorCoach. Sein Purpose ist es Unternehmern zu helfen mit ihren schnell wachsenden Unternehmen ihre Ziele zu erreichen. Mit Hilfe ihrer Mitarbeiter.

Wöchentlich findest Du eine neue Episode unseres “Chief of Anything”-Podcast.